Neue Forschung zeigt, dass Faszien mit deinem autonomen Nervensystem, deinem Immunsystem und mit psycho-emotionalen Faktoren interagieren. Sie spielen somit nicht nur eine wichtige Rolle für Körperhaltung und Bewegung, sondern haben einen entscheidenden Anteil an deiner körperlichen und deiner seelischen Gesundheit.
In diesem Blogartikel möchte ich dir gerne einige Forschungsergebnisse über Faszien vorstellen, über die ich kürzlich in einem Artikel von Dr. Robert Schleip gelesen habe. Besonders fasziniert mich, dass Faszien mit unserem autonomen Nervensystem und unserer Psyche interagieren. Klingt spannend? Finde ich auch.
Was genau sind Faszien?
Zum besseren Verständnis hier ein kleiner Ausflug, was Faszien überhaupt sind. Wenn du Faszien kennst, überspringt den Absatz einfach.
Faszien sind Bindegewebe, sind die weißen Strukturen in deinem Körper, mal dünn, fast durchsichtig und elastisch, mal derb und fest, wie du das vermutlich als Haut von einem Stück Fleisch kennst. Sie bestehen in erster Linie aus Wasser und Kollagenfasern.
Zu ihnen zählen Hüllen von Muskeln und einzelnen Muskelfasern, Gelenkkapseln, Bänder, Sehnen, Hüllen von Organen, Blutgefäßen oder Nerven. Nun ist es nicht so, dass diese Hüllen lose durch deinen Körper schwimmen, sondern sie sind alle miteinander verbunden. Dieses dreidimensionale fasziale Netz gibt deinem Körper seine Form. Dr. Ida Rolf bezeichnete Faszien als „Organ der Form“.

Faszien verkleben bei einseitiger oder mangelnder Bewegung
Das ist nicht so neu, der Vollständigkeit halber erwähne ich es hier aber noch einmal. Um deine Faszien elastisch zu halten, verharre nicht zu lange in einer Körperhaltung, z. B. stundenlanges Sitzen vor deinem PC, achte auf vielfältige Bewegungen und vergiss nicht dich zu strecken und recken.
Aus faszialer Sicht ist übrigens auch joggen eine einseitige Bewegung, wenn du länger als 30 Minuten unterwegs bist. Probier mal aus, zwischendurch eine Minute rückwärts zu laufen oder im Seitgalopp, das wäre eine veränderte Bewegung, während der die vorher belasteten Faszien wieder neue Flüssigkeit aufnehmen können.
Faszien interagieren mit deinem autonomen Nervensystem
Dein autonomes Nervensystem steuert deine Stressreaktion bei Bedrohung
Dein autonomes Nervensystem ist zuständig für alle lebensnotwendigen Funktionen: es steuert deinen Herzschlag, deinen Blutdruck, deine Atmung, deine Verdauung und es steuert deine Stressreaktion. Bei Gefahr versorgt dich der sympathische Zweig deines autonomen Nervensystems mit Energie für Kampf oder Flucht, während der parasympathische Zweig deines autonomen Nervensystems überwiegend bei Entspannung aktiv ist.
Faszien sind dein größtes Sinnesorgan
Mit geschätzten 250 Millionen Nervenenden, gelten die Faszien heute als dein größtes Sinnesorgan, sie übertreffen damit sogar deine Haut. Über diese Nervenenden in den Faszien werden Reize aufgenommen und an dein Gehirn weitergeleitet. Faszien üben so einen großen Einfluss auf deine Gesundheit aus.
Sehr viele Nervenenden in deinen Faszien gehören zum sympathischen Nervensystem
Von diesen geschätzten 250 Millionen Nervenenden in deinen Faszien gehören bis zu 40 % zum sympathischen Nervensystem, d. h. zu dem Teil, der bei einer gefühlen Bedrohung aktiv wird. In deinem gesamten körperweiten Fasziennetz sind das ca. 100 Millionen Nervenenden.
Die meisten dieser Nervenzellen befinden sich in der Nähe kleinster Blutgefäße und beeinflussen die Temperatur vor Ort, die Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen sowie den Abtransport von Abfallprodukten.
Sie beeinflussen also, wie warm oder kalt eine Region ist und inwieweit sich dort bei eingeschränktem Flüssigkeitsaustausch, z. B. durch verfilztes Gewebe, entzündungsfördernde Botenstoffe und freie Radikale ansammeln können. Je gesünder und elastischer deine Faszien sind, desto besser funktioniert der Flüssigkeitsaustausch.
Deine Faszien verfilzen bei anhaltendem Stress
Auf Stresshormonen wie Adrenalin reagieren Fibroblasten, das sind Zellen in deinen Faszien, mit Versteifung. Diese Reaktion tritt nicht in wenigen Stunden auf, sondern ist ein langsamer und ein anhaltender Effekt und kann zu myofaszialen Schmerzsyndromen führen.
Eine Faszientherapie wie Rolfing hilft dir, Verklebungen in deinen Faszien wieder zu lösen.
Eine Behandlung deiner Faszien aktiviert dein parasympathisches Nervensystem
Die manuelle Behandlung von Faszien durch z. B. Rolfing, wirkt nachhaltig auf das autonome Nervensystem. Es kommt zu einer Senkung der sympathischen Aktivierung (Kampf und Flucht) und einem Anstieg der parasympathischen Aktivierung (Ruhe und Entspannung) deines Nervensystems.
Klinische Messungen der Herzratenvariabilität nach einer Rolfing Behandlung bestätigen ebenfalls eine deutliche Beruhigung des autonomen Nervensystems.
Faszien können Schmerzen auslösen
Schmerzen durch Faszien werden intensiver erlebt als Muskelschmerz
Weitere Zellen in deinen Faszien können deinem zentralen Nervensystem Schmerzsignale schicken. Interessant dabei ist, dass dein zentrales Nervensystem auf eine Schmerzmeldung aus den Faszien empfindlicher reagiert, als auf eine Schmerzmeldung aus deinen Muskeln. Faszialer Schmerz wird von Patienten als brennend, stechend oder pochend beschrieben und als stärker und länger anhaltend erlebt als Muskelschmerz.
Chronischer emotionaler Stress verstärkt myofaszialen Schmerz
Chronischer emotionaler Stress erhöht deine Sensibilität für myofaszialen, also Muskeln und Faszien betreffenden, Schmerz.
Unter anderem wurde in einer Studie erforscht, dass Menschen, die ein Entwicklungstrauma erlebt haben, anfälliger sind für unspezifische, chronische Rückenschmerzen. Sie verfügen über eine niedrigere Schmerzschwelle als Menschen, die davon verschont geblieben sind. Besonders emotionaler Missbrauch oder emotionale Vernachlässigung können lang anhaltende Veränderungen deiner Wahrnehmung hervorrufen.
Seelische Traumata werden mit generalisierten Veränderungen der Schmerzwahrnehmung assoziiert und myofasziale Strukturen können nachhaltig sensibilisiert werden.
Eine Beruhigung deines Nervensystems kann sich positiv auf dein Schmerzempfinden auswirken und Rolfing kann zu dieser Beruhigung beitragen.
Chronischer emotionaler Stress und Faszien beeinträchtigen dein Immunsystem
Chronischer emotionaler Stress wirkt sich auf das Immunsystem aus. Auch hierbei scheinen die Fibroblasten in den Faszien beteiligt zu sein.
Wusstest du, dass es ein reiches Mikrobiom nicht nur in deinem Darm, sondern auch in den Faszien gibt?
Die antientzündliche Wirkung einer Faszien-Behandlung wurde von einer brasilianische Studie aufgezeigt. Sie legt den Schluss nahe, dass sanfte manuelle Stimulation einen Einfluss auf die Wechselwirkungen von faszialer Biochemie, Schmerzwahrnehmung und Immunsystemregulierung haben kann.
Faszien beeinflussen deine psychische Gesundheit
Ein weitere Studien weist einen Zusammenhang auf zwischen starken Depressionen und einer erhöhten myofaszialen Steifigkeit des Gewebes im Nacken und im oberen Rücken.
Eine manuelle Behandlung der betroffenen Faszien wirkte sich positiv auf die Emotionen der Betroffen aus und verringerte den Hang zur Negativität. Die Studie kommt zu der Schlussfolgerung, dass „das myofasziale Gewebe Teil einer dysfunktionalen Körper-Geist Dynamik sein kann, die starke Depression aufrecht erhält.“
Deine Nackenmuskulatur ist sehr wichtig, um dich bei Gefahr zu orientieren! Du kannst deinen Körper bei Stress unterstützen, indem du immer mal wieder den Kopf nach rechts und links drehst. Hilfreich ist auch, eine Hand auf die Stirn und die andere unten an den Hinterkopf zu legen. Verweile so einen Augenblick und beobachte, wie es dir damit geht. Schreib mir gerne deine Erfahrungen!
Fazit
Die oben erwähnten Erkenntnisse bestätigen meine Erfahrungen aus der Praxis. „Ich fühle mich leichter, als sei eine Schicht abgefallen.“ „Mein Kopf quatscht nicht.“ „Das ist eine Wohltat für mein Nervensytem.“ Dies sind Zitate meiner KlientInnen nach einer manuellen Rolfing Behandlung, die genau das wiederspiegeln, was die Forschung zeigt.
Diese ganzen Studien freuen mich, weil sie nochmal deutlich machen, wie gut sich Rolfing mit meiner traumatherapeutischen Arbeit ergänzt. Ich bin überzeugt, dass ein, durch stressvolle Erfahrungen, anhaltend dysreguliertes Nervensystem die Ursache vieler Beschwerden ist, vor allem sogenannter „unerklärlicher“ Symptome, unter denen heute so viele Menschen leiden. Faszientherapie ist ein Weg, dein autonomes System zu beruhigen.
Welche Beschwerden quälen dich? Schreib mir eine Email an stefaniewschmidt@googlemail.com und vereinbare ein kostenloses 15-minütiges Kennenlerngespräch!
Ich freue mich auf dich!